Lager für Getreide- und Mehlartikel

Gefahrenmeldeanlagen, Löschanlagen, RWA, Feuerlöscher, Hydranten, FSA etc.
Schaeffer

Lager für Getreide- und Mehlartikel

Beitragvon Schaeffer » Mi 25.05.2005 16:04

Hollo, Kolleginnen und Kollegen,

wer hat schon Erfahrungen bezüglich Brandversuche in einem Hochregallager gemacht, in welchem Getreide- und Mehlprodukte gelagert werden. Ich schätze das Ganze zwar unter "hohe Brandgefahr", aber .... wie schnell breitet sich dort ein Feuer aus? Was gibt es - ausser Sprinkler - noch für Möglichkeiten des Schutzes?
Danke für eine Info und schönes langes Wochenende (ggf. schönes Arbeiten am Freitag).
Peter Schäffer

Frank Fleischhauer

Beitragvon Frank Fleischhauer » Do 26.05.2005 9:24

Hallo Herr Schaeffer,
ich sehe die Gefahr im Gegensatz zu Ihnen nicht sehr hoch, denn aufgrund der recht kompakten Lagerung in Säcken, Tüten o. ä. ist hier eher eine Verschwelung oder ein nur oberflächlicher Brand zu erwarten, da an das Innere praktisch kein Sauerstoff gelangt. Ausserdem bekommt man das Lagergut nicht ganz einfach entzündet. Am ehesten wird wohl das Gebinde entzündbar sein. Sieht der VDS übrigens ähnlich, da er Getreide und Lebensmittel in der VDS/CEA 4001 in die Lagerkategorie II (von IV) eingestuft hat.
Kritischer sind diese Lagergüter, wenn sie aufgewirbelt werden, da dann aufgrund des Oberflächen-/Volumenverhältnisses die gefürchteten Staubexplosionen auftreten können. Dieses wird aber auch bei thermischer Zerstörung des Gebindes und "auslaufen" des Schüttgutes nicht passieren.
Problematisch im Brandeinsatz ist hingegen, dass die genannten Lagergüter viel Wasser aufnehmen können und so die Regale recht schnell zum Einsturz bringen können. das gilt natürlich auch für den Einsatz einer Sprinkleranlage. Man wird sie also ggf. zum Löschen auslagern müssen.
Mit freundlichen Grüßen,
F. Fleischhauer

László

Beitragvon László » Do 08.06.2006 14:09

Hallo Herr Fleischhauer

Die Gefahr ist grösser, als Sie annehmen. Die Lagerung in Säcken etc. ist sicher sehr kompakt - jedenfalls so lange es nicht brennt.
Da die Säcke in der Regel auf einer normalen Palette gelagert sind, passiert im Brandfall folgendes:
Das kleine "Initialfeuer" brennt in den (Papier-)Sack ein Loch. Durch dieses Loch kann nun aber der brennbare, feinkörnige Stoff herausrieseln - optimal verteilt. Dadurch gibt es eine Stichflamme welche den Sack weiter zerstört und somit auch mehr Material herausrieselt. ... uns so weiter und so fort.

Ich habe diesbezüglich mal einen englischsprachigen Film gesehen. Bei der Versuchsanordnung "Hochregal mit einer Breite von einer Palette" mussten sich die Beobachter nach wenigen Minuten Brenndauer ins Sicherheit bringen - denn das Lager brannte schon auf die gesamte Höhe und der Raum war ein "flammendes Inferno".

Aus meiner Sicht gibts da nur entweder eine Sprinkleranlage, eine Lagerung in sauerstoffreduzierter Atmosphäre oder eine Lagerung der Säcke in nicht brennbaren Wannen (ev. Paletten mit Bodenblech und Rahmen) damit das Herausriesln im Brandfall verhindert wird.

homueller

uneingeschränkte Zustimmung

Beitragvon homueller » Di 20.06.2006 10:57

Hallo,
zwar nicht bei Lebensmitteln, sondern bei Holzstäuben habe ich selbst das "Wunder" einer solchen Kettenreaktion sehen können.
Eine Verpuffung löst eine andere aus, bis die Druckwelle die Einstufung in eine Explosion erlaubt.
Zum Schuss standen 300-er Betonstützen um fast 90° gedreht und das Dach der Halle lag daneben.
Also: Mehl nicht riseln lassen und gleichzeitig ein Streichholz zünden.
p.s. auch elektrostatische Zündquellen sind relevant.
Horst Müller