Elektrische Betriebsmittel in Sprinklerbereichen

Gefahrenmeldeanlagen, Löschanlagen, RWA, Feuerlöscher, Hydranten, FSA etc.
FritzWalter

Elektrische Betriebsmittel in Sprinklerbereichen

Beitragvon FritzWalter » Fr 23.03.2012 17:39

Sehr geehrte Forumsmitglieder,

ich möchte folgende Frage an Sie richten.

Bestehen bei Auslösung der Sprinkleranlage in einen Patientenzimmer der Intensivstation eines Krankenhauses Gefahren für das helfende Personal bzw. die Rettungskräfte durch die dort vorhandenen elektrischen Betriebsmittel?
Wäre hier auch die Regel "mindestens 1 Meter Abstand bis 1000V" wie bei Feuerlöschern anzuwenden?

Für Hinweise zur Gefahrenabschätzung wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Ingo Steinert

Speedy

Re: Elektrische Betriebsmittel in Sprinklerbereichen

Beitragvon Speedy » Sa 24.03.2012 11:06

Vor allem für die Patienten. Die liegen im Bett und sind auch noch verkabelt!!! Ich glaube nicht, dass die medizinischen Produkte/Geräte, die für den Patienten notwendig sind, spritzwassergeschützt sind.

Laschinsky
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Re: Elektrische Betriebsmittel in Sprinklerbereichen

Beitragvon Laschinsky » So 25.03.2012 10:37

Hallo Herr Steinert,

die Frage ist relativ zu betrachten:

Sprinkleranlagen dienen vorrangig nicht der Personensicherheit (Flucht oder Rettung), nur teilweise dem Sachwertschutz (Brandverzögerung bzw. Eindämmung unter Inkaufnahme i.d.R. massiver Wasserschäden), sondern hauptsächlich dem Gebäudeschutz (Gewährleistung der Standfestigkeit).

Die Sprinkleranlage löst frühstens bei einer Auslösetemperatur von ca. 80 Grad am Sprinklerkopf unter der Raumdecke aus. Bei Erreichen dieser Temperatur läßt sich aufgrund der fortgeschrittenen Brandentwicklung, insbesondere unter der damit verbundenen Rauchentwicklung, vermutlich weder der hilflose Intensiv-Patient, noch das helfende Pflegepersonal retten. Soll heißen: Der Raum muß zu diesem Zeitpunkt bereits längst geräumt sein! Daher ist die Frage nach der elektrischen Gefährdung nachrangig.

Viele Grüße!
Lars Oliver Laschinsky

Techn.Fachlehrer im Brand- und ExSchutz,
Lehrbeauftragter Security & Safety Engineering der HFU Hochschule Furtwangen
Honorardozent MEng Vorb. Brandschutz des EIPOS-Institut der TU Dresden
1. Vorsitzender des VBBD e.V.

Hans Höcker

Re: Elektrische Betriebsmittel in Sprinklerbereichen

Beitragvon Hans Höcker » So 25.03.2012 10:39

Ich sehe hier eher das Problem durch ungewolltes auslösen des Sprinklerkopfes, etwa in Folge einer unvorsichtigen "Karambolage" mir einer Leiter etc..

Denn zum regulären Auslösen eines Sprinklerkopfes ist schon etwas mehr als ein kleines Initalfeuer nötig.
Zu diesem Zeitpunkt sollten die Patienten bereits aus dem Gefahrenbereich verbracht sein.
Siehe Beitrag H. Laschinsky :!:

Ist auf dieser Intensivstation eine flächendeckende BMA mir Rauchdetektion vorhanden?

Die elektrische Gefährdung der Patienten, die nach dem Auslösen der Sprinkleranlage mit Sicherheit vorhanden ist, kann am besten eine Elektroingenieur o.ä. beurteilen.
Denn hier fliesen mehrere Parameter wie Spannung, Fehlerstromschutzschalter usw. mit ein.

Laschinsky
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Re: Elektrische Betriebsmittel in Sprinklerbereichen

Beitragvon Laschinsky » So 25.03.2012 11:57

Hallo Herr Höcker,

das stimmt: Ich habe nur an den Brandfall gedacht.

...aber: Werden Instandhaltungsmaßnahmen bei denen Leitern oder andere Arbeitsmittel verwendet werden, die zu einer mechanischen Fehlauslösung führen könnten, in einer funktionierenden Intensivstation durchgeführt? Ich bin nicht der Krankenhaus-Profi, aber sollte das Intensivbett dann nicht leer sein und die empfindlichen medizinischen Geräte abgeschaltet sein?!

Ich stelle mir gerade den Haushandwerker vor: Leuchtstoffröhre in der einen Hand, die Leuchtenabdeckung in der anderen Hand, den Schraubenzieher quer im Mund, breitbeinig auf einer Leiter, die über das Fußende eines Intensivbettes gestellt ist. Darunter der bewußtlose, beatmete und EKG-überwachte halbkomatöse Patient... und dann der Kommentar zu den am Bett sitzenden Angehörigen: Tschuldigung! Ich müßte nur mal kurz...

Vielleicht schreibt einer unserer Forumsteilnehmer aus dem Krankenhaus-Bereich mal ein kurzes Statement, wie soetwas tatsächlich aussieht bzw. abläuft...

Viele Grüße!
Lars Oliver Laschinsky

Techn.Fachlehrer im Brand- und ExSchutz,
Lehrbeauftragter Security & Safety Engineering der HFU Hochschule Furtwangen
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clammer
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Re: Elektrische Betriebsmittel in Sprinklerbereichen

Beitragvon clammer » Mo 26.03.2012 7:59

Bei uns werden solche Arbeiten nur zu zweit und ohne Patienten darunter durchgeführt. Nach Möglichkeit werden alle Arbeiten während der jährlichen Wartung durchgeführt, dann ist die betreffende Spange leer.
Außerdem sind in den meisten Fällen die Deckenleuchten nicht oberhalb den Betten angebracht.
Da das Auslösen einer Sprinkerlanlage auch hygienische Probleme mit sich bringt, würde ich empfehlen, die Sprinklerköpfe entweder verdeckt einzubauen oder mit einem mechanischen Schutz(korb) zu versehen (für beide Lösungen gibt es Zulassungen).

Gruß
C. Lammer

FritzWalter

Re: Elektrische Betriebsmittel in Sprinklerbereichen

Beitragvon FritzWalter » Mo 26.03.2012 9:29

Vielen Dank für die Antworten.
Die Intensivstation ist flächendeckend mit Rauchmeldern und Druckknopfmeldern, die über die BMA zur Feuerwehr aufgeschaltet sind, ausgestattet. Zusätzlich kann die Station über die Klimaanlage mechanisch entraucht werden. Ich werde noch klären, ob im Bereich der Intensivstation eine trockene Sprinkleranlage installiert ist. Im Bereich OP ist dies der Fall.

Gruß
Ingo Steinert

Linse

Re: Elektrische Betriebsmittel in Sprinklerbereichen

Beitragvon Linse » Sa 21.04.2012 15:12

Vorsicht! Verwechseln Sie nicht die "trockene" und die "nasse" Sprinkleranlage! Beide können für Ihren Bereich geeignet sein!

Der Unterschied liegt meines Wissens vielmehr darin, dass bei der "trockenen" Sprinkleranlage in der Leitung Druckluft ist und kein Wasser und die Wasserzufuhr erst durch ein Alarmventil geöffnet werden muss. Ob dieses Ventil bereits durch einen Druckabfall in der Leitung (=geöffnete Düse) oder durch ein zusätzliches Kriterium freigegeben wird ("vorgesteuerte" Anlage), ist wieder speziell.
Entsprechend tippe ich jetzt mal, dass es bei Ihnen im OP-Bereich eine vorgesteuerte Anlage ist.

Allerdings habe ich auch schon von vorgesteuerten Anlagen gehört, bei denen dann der gesamte Bereich unter Wasser gesetzt wird, weil Düsen ohne Fässchen installiert sind. Das wäre in Ihrem Fall dann eher ungünstig.

"Nass" bedeutet einfach, dass das Wasser bereits bis zur Düse in der Leitung steht und kein weiteres Kriterium nötig ist, um bei Öffnung der Sprinklerdüse das Wasser fließen zu lassen.

Ich würde sagen, sehen Sie einfach nach, ob Düsen mit Auslöse-Element (Fässchen oder Schmelzlot) verbaut sind. Ob die Anlage ansonsten trocken oder nass ist, kann Ihnen dann relativ egal sein, wenn es um die Patientensicherheit geht.