Tankauslegung

Gefahrenmeldeanlagen, Löschanlagen, RWA, Feuerlöscher, Hydranten, FSA etc.
Frank

Tankauslegung

Beitragvon Frank » Mo 03.12.2007 17:57

Hallo allerseits,

habe folgendes Problem:
Ich möchte eine „grob geschossene“ Tankauslegung für eine Sprinkleranlage Trocken, OH2, für ein Parkdeck mit ca.400 Sprinkler machen.
Da ich mir nicht sicher bin, wollte ich auf diesem Wege nachfragen, ob ich als grobe Annahme die berechneten Größen nehmen kann
oder ob sich eventuelle Denkfehler eingeschlichen haben.

Über die Wirkfläche (180m²) und die Anzahl der Sprinkler (15 bei 12m² Schutzfläche je Sprinkler) bin ich auf eine Wasserbevorratung von mind. 54m³/h (60l/minx15x60min) gekommen. Lt. CEA benötige ich einen 30m³ großen Tank für eine Bevorratung der Wasserversorgung.

Also habe ich die Wahl, entweder einen 30m³ Tank mit 24m³/h über die Nachspeisung bereitzustellen, oder einen Vorratsbehälter mit 54m³ anzusetzen?

Ist diese erste Einschätzung richtig? Oder habe ich etwas vergessen??
Vielen Dank für Eure Hilfe!

Logiker

Beitragvon Logiker » Di 04.12.2007 15:10

Hallo,

zuerst möchte ich Ihnen gratulieren, dass Sie das Problem mit der Gebäudetechnik offensichtlich bereits in der Planungsphase anfassen.
Eine Denkweise, die leider nicht bei vielen Architekten verankert ist.

Meine Antwort auf Ihre Frage ist kostenfrei, aber auch völlig unverbindlich und ohne Garantie (Sie kennen ja das Problem mit den "sagen Sie mal schnell ...")

Parkdeck: OH2, Trockenanlage, 180m² - Gut!

Sie brauchen jedoch nicht den Umweg über die Anzahl der Sprinkler gehen, den Sie haben ja 5 mm/min als Vorgabe:

180 m² x 5 mm/min = 900 L/min

Bei Schutzklasse 1 brauchen Sie 40 Minuten ("höherwertigere Restanforderungen, deshalb Zugeständnis an Betriebszeit).

Bei Schutzklasse 2 brauchen Sie 60 Minuten.

Wenn Sie jetzt eine hydraulisch SUPER ausgelegte Anlage hätten, bräuchten Sie also für eine Vollbevoratung:

SKI: 36 m³
SKII: 54 m³

NUTZ-Inhalt des Vorratsbehälters (Achtung, nicht jedes Kubikmeterschen des Tanks kann auch tatsächlich genutzt werden - Pumpensumpf, minimaler Wasserstand aufgrund des NPSH-Werts, etc...)

Leider sind die meisten Anlagen NICHT SUPER hydraulisch ausgelegt, so dass meistens ein großer Unterschied besteht, ob das Wasser nahe bei der Pumpe oder am entfernt gelegensten Punkt austritt.

Die Anlage muss für den schlechtesten Fall ausgelegt werden. Dann wählt man eine Pumpe aus. Diese ist dann vielleicht so stark, dass Sie am nächst gelegenen Punkt nicht die 900 L/min sondern vielleicht 1.400 L/min rauspumpt. Dann wäre der Behälter für 900 L/min schon vorher leer !!
Das nennt man Ungleichförmigkeit.

Für die Faustformel der ERSTEN groben Berechnung legt man hierfür ca. 40% Reserve zu Grunde. Es gibt aber auch Anlagen mit deutlich höherer Ungleichförmigkeit, wobei diese erst nach Abschluss der Ausführungsplanung mit einigermaßen hohen Sicherheit errechnet werden kann.

Die unter 8.3.4 angegebenen Größen sind Mindestgrößen für ZWISCHENBehälter. Sie haben also, wie von Ihnen richtig beschrieben, die Wahl:

A) Entweder einen Zwsichenbehälter mit Wassernachspeisung
B) ODER einen Vorratsbehälter

Für die Größe sollten Sie erstmal GROB und UNVERBINDLICH mit den 40% rechnen, also 1.260 L/min.
Das macht dann 50,4 m³ bei Schutzklasse I und 75,6 m³ bei Schutzklasse II.

Wenn Sie den Platz haben, empfehle ich Ihnen (aus dem Bauch heraus ohne Kostenrechnung) die Schutzklasse I zu wählen und ca. 60 m³ für einen VORRATSBehälter vorzusehen.

Sie sparen sich in der Regel dann eine Menge anderen Ärger:
- Größere Wasserzähler mit den damit verbundenen höheren Kosten
- Denken Sie bei einer Nachspeisung, dass auch Wasser für Wandhydranten (300-600 L/min), evtl Außenhydranten (vielleicht 1.600 L/min???) und sonstige Verbraucher benötigt wird !!! -->Noch größerer Wasserzähler / Kosten
- Problematik der Trinkwasserhygiene (Fetter Anschluss / minimale Wasserbewegung)
- Zwangswasseraustausch: Trinkwasser: Kosten
- Mehrere/ größere Schwimmerventile - Druckstöße
- Nachweis der Wasserversorgung / Erlaubnis des WVU erforderlich - Problematik bei Außenhydranten in der Stichleitung zum Wasserzähler
- geringere Akzeptanz
- ....

Sie sind auf dem richtigen Weg.
Vergessen Sie nicht, frühzeitig den Fachplaner ins Boot zu holen und sich die Kosten gegenrechnen zu lassen.

Ihr Logiker

Frank

Beitragvon Frank » Mi 05.12.2007 11:45

Hallo,

erst einmal vielen Dank für die ausführliche und sehr informative Erläuterung!

Für die erste grobe Einschätzung haben Sie mir sehr geholfen.
Ich denke, bevor die Anlage von der Errichterfirma hydraulisch berechnet wird, werde ich einen Vorratsbehälter mit 60m³ zu Grunde legen.
Ob man ggf. einen Zwischenbehälter oder doch eine Komplettbevorratung zum Einsatz bringt, wird die weitere Planungsphase ergeben.